„Ich hatte nicht die Absicht zu erfinden. Ich wurde durch die Lücken im Dokumentarischen zum Erfinden gezwungen. Wenn es gut genug erfunden ist, dann ist es wahr. Die Selbstmorde auf dem Heldenfriedhof zum Beispiel: Wenn einer durch genaue Kenntnisse vorhersehen kann, dass es geschehen wird, dann kann er es vorausschauend so beschreiben, als wäre es geschehen. Dann kennt er die Wirklichkeit.“ (Thomas Harlan)

Im Rahmen eines Buchprojekts zu „Heldenfriedhof“ hat Sieglinde Geisel mit Thomas Harlan von Januar 2009 bis kurz vor seinem Tod im Oktober 2010 Gespräche über den Entstehungsprozess von „Heldenfriedhof“ sowie die Bedeutung einzelner Passagen geführt. Die wichtigsten Äußerungen von Thomas Harlan sind hier gesammelt – in der Hoffnung, der Blick in die Werkstatt des Autors sei eine anregende Begleitung bei die Lektüre von „Heldenfriedhof“.

Die Sammlung beginnt mit allgemeinen Zitaten von Thomas Harlan zum Schreiben sowie Antworten auf Fragen. Darauf folgt eine Liste mit Äußerungen zu bestimmten Figuren oder Textstellen. Letztere werden jeweils mit Seitenzahl und kurzem Textzitat angegeben.

Die Seitenzahlen in Klammern beziehen sich auf die gebundene Erstausgabe bei Eichborn Berlin aus dem Jahr 2006.

„Es kommt beim Schreiben vor, dass mir Einfälle in ihrer Logik nicht immer verständlich waren, aber sie waren mir lieb. Der Romanheld versteht ja auch nicht alles, was um ihn herum geschieht. Er teilt das Schicksal des Lesers. Wenn er etwas nicht versteht – warum soll der Leser es dann verstehen?“

„Ich verwende oft Personen aus der Wirklichkeit in meinem Roman. Mir gefallen die Namen, und mir gefällt die Wirklichkeit.“

„Es gibt viel kleines Leben in einem Roman, das unergründlich ist. Er geht immer um zwölf zur Toilette. Vielleicht hat der Arzt ihm das gesagt, oder er ist es so gewohnt, was weiß ich.“

Warum finden die Selbstmorde auf dem Heldenfriedhof ausgerechnet im Jahr 1962 statt?

„Es war das wahrscheinlichste Jahr. Die Täter waren zwar schon in den Fängen der deutschen Justiz, aber noch nicht verhaftet. Sie sollten zum Sprechen gezwungen werden, und sie verweigern sich, indem sie sich umbringen.“

Warum ist die Risiera die San Sabba der Schauplatz von Heldenfriedhof und nicht die viel größeren Vernichtungslager Bełżec, Treblinka oder Sobibór?

„Ich habe die Risiera als Schauplatz gewählt, weil sie ein Ort ist. In Treblinka und den anderen Vernichtungslagern in Polen wurden die Baracken nach der Mordtat abgebrannt, alle Spuren vernichtet. Die Risiera ist die letzte Station der Aktion Reinhard. Sie haben ihre großen Verbrechen nur im Gepäck dabei. Aus irgendeinem Grund wurden in der Risiera einmal auch Juden erschossen. Darüber hat der Wirth sich aufgeregt: Die haben verstanden.“

S.113 (S. 99): Marianne und Karl Sudholt

„Das sind kleine, lokale Nazis. Karl Sudholt leitete mit Inbrunst die Volkswohlfahrt in Oberbayern. Ich bin in Dokumenten in Salzburg auf die beiden gestoßen. Da habe ich rumgekramt: Wer hat hier was gemacht? Die Bäckersfamilie Ertl, Kaplan Huber usw., die sind alle historisch.

Als ich 2001 in Berchtesgaden ankam, habe ich sehr viele Leute auf die Vergangenheit angesprochen, und dabei ist mir klar geworden, dass es hier eine besondere Vergangenheit gibt. Sie haben unter dem Kriegsende sehr gelitten, nicht unter militärischen Aktionen, sondern zivil, Verfolgung wegen der Gesinnung. Hier bildeten sich nach dem Krieg mehr geheime Nazigruppen als anderswo, vor allem unter ganz jungen Leuten, als gäbe es eine neue Hitler-Jugend. In Heldenfriedhof wird ja darauf angespielt: „Adlerjugend“, die hieß nicht so, aber so etwas gab es.

Gertrud Scholz-Klink, die Chefin der deutschen Frauenschaft, hat nach dem Krieg die Nazis wieder um sich versammelt. Die lebte noch, als ich schon hier war, aber ich habe sie nicht getroffen, es hatte sich nicht ergeben. Wie viel Unglück hier war, wie viele Selbstmorde! Der Gau-Leiter lässt sich vom Chauffeur erschießen, der Chauffeur erschießt sich selbst, solche Sachen. Für sie war das Ende des Hitlerreichs eine Herzenssache, das war nicht nur Gesocks, das waren auch Schöngeister.  Und sie haben gern gesprochen, die waren froh, das loswerden zu können. Die wussten schon, was ich dachte, aber ich war der Sohn meines Vaters. Sie haben meiner Abstammung mehr getraut als mir, das hat mir die Türen geöffnet. Es ist erstaunlich, welche Würmer da noch im Holz waren. Das lebte weiter, unten drin, überall loderte noch etwas.

Vieles habe ich von Fritz Hippler erfahren, dem Chef des deutschen Films in der Nazi-Zeit, SS-Mann und Stellvertreter von Goebbels. Er wohnte in Berchtesgaden. Er hatte nach dem Krieg ganz schnell Karriere gemacht als Pressechef der FDP; er veröffentlichte jedes Jahr ein Buch in einem Nazi-Verlag. Der war meinem Vater sehr gewogen, und mein Vater wiederum hatte über ihn nur Gutes gesagt.

Fritz Hippler hat mir vieles erzählt, was man in keinem Geschichtsbuch findet, zum Beispiel von den Weihestunden im Wald zur Erinnerung an die Erschießung der Kadetten der SS Division Charlemagne – das war ja wirklich ein Verbrechen kurz vor dem Waffenstillstand am 8.Mai 1945, als General Leclerc elf minderjährige französische Soldaten erschießen ließ. Zu diesen Gedenkfeiern kamen jedes Mal zwei, drei Priester aus Frankreich und Hunderte von Menschen aus der Gegend. Wahrscheinlich gibt es das immer noch. Es ist nicht geheim, aber niemand interessiert sich dafür.“

S.117 (S. 102): „… unsere geliebte Schwester Marianna Eduarda Caterina geborene Hochrainer-Cosulich verwitwete Sudholt“

„Marianne Sudholt wird hier zu einer Verwandten von Enrico Cosulich. Mit dem Namen Dürr mache ich das ja auch, der kommt ständig vor. Das ist ja die wahre Dramatik der Welt: Dass die Schuldigen und die Opfer verwandt sind.“

S.121 (S. 105): „… und dabei Landser beobachtet, die, von am Koppel gezündeten Eierhandgranaten entleibt, ihre Eingeweide wie Rosenkränze vor sich her trugen.“

„Das waren hundert Italiener, das habe ich in französischen Militärberichten gefunden. Das waren diese Tage nach dem Kriegsende, in denen jedes Bild doppel-, hundert-, tausendzüngig ist. Was da passierte, ist ungeheuer spannend. Jedes Bild ist etwas anderes, als es sein will. Wie viele Personen damals Andere wurden, ihren Namen änderten! Jeder hat irgendetwas abgelegt oder hinzugewonnen, weil er wusste, dass er mit seinem alten Gepäck scheitert.“

S.132 (S. 114): „… schlagen in Viêt-Nam 17 Millionen Sand-, Honig- und Mauerbienen die amerikanischen Streitkräfte 1968 (…) in die Flucht…“

„Der Vietnam-Krieg gehört zur deutschen Geschichte wegen der RAF. Die RAF hat ihre Existenz darauf gegründet, dass sie in den Krieg ziehen: an der Seite von Vietnam gegen Amerika.“

S.169 (S. 143): „… bei E. G. Kavka hospitierte…“

„Kavka heißt auf slowenisch ‚Dohle‘, das hat mir sehr gefallen.“

S.151 (S. 129): Hermann Höfle

„Viele Informationen über Höfle stammen aus Briefen, die er an seine Frau geschrieben hat. Die waren von der österreichischen Staatspolizei gefunden worden, und ich kam in den 1960er Jahren an die Untersuchungsakte heran. Da war das noch akut. Heute interessiert das keinen mehr.“

S.192 (S. 162): „Stellprobe Pina Bauschs von Café Müller…“

„Das Tanzstück Café Müller war der Einbruch einer neuen Dramaturgie. Das radikal Neue bestand darin, dass es keine narrative Konstruktion gab, sondern ein Aufeinanderprallen von Zuständen. Die Entwicklung von Frauen zu Gegenständen, die wie ein Punching Ball an die Wand geworfen wurden. Vielleicht hat es eine Verwandtschaft zu meinem eigenen Schreiben.“

S.195 (S. 164): „Das ist die Ulme, die Ödön von Horváth am 1.Juni 1938 erschlagen hat.“

„Der Tod eines deutschen Schriftstellers im Exil ist unheimlich wichtig. Man stelle sich vor, Thomas Mann wäre in einem Schneesturm in den USA umgekommen.“

S.205 (S. 172): „Angesichts ständig sich im J[üdischen] Wohnbezirk sich ausbreitenden  Seuchenherds…“

„Der Text erscheint hier in einer portugiesischen Tageszeitung. Portugal vertritt den gediegenen, höflichen, ritterlichen, internationalen Faschismus, in dem die Gesellschaft zu allem Zugang hat, auch zu solchen Texten. Es ist nicht schwer, die Verbindung herzustellen zwischen Höppner in der Spezialklinik in Bonn und dem Portugal der Faschisten. Die sind alle nach dem gleichen Muster gestrickt.“

S.223 (S. 187): „Antworten der Unbekannten kennen wir nicht“…

„Die Unbekannte heißt Giulia. Sie ging mir nicht aus dem Kopf, eine ganz große, wichtige Schildkröte. Sie muss Enrico angehimmelt haben, und er lag bei ihr wie in einer Wiege, in ihrem Besitz, ihrer Antiquitätensammlung – dieses Potenzial an Reichtum. Das ist ein mächtiger Stützpunkt: Ich habe einen Freund, und der ist die stärkste Lokomotive im Bahnhof; ich bin schneller als die anderen, bewege mich unter einer Stahlhaube, unangreifbar.“

S.224 (S. 188): „… obschon ich weiß, dass der Wahrheit nicht anders beizukommen ist als mit den Künsten; doch die sind nun mal nicht meine Stärke…“

„Enrico hält sich für einen Wissenschaftler. Wer ist Enrico? Man könnte sagen: Er ist der Scheiternde an der Niederschrift des Buchs. Zum Künstler fehlt ihm die Überzeugung, dass der Unterschied zwischen Richtigem und Falschem gegenstandslos ist. Ein Künstler unterscheidet nur zwischen schön und nicht schön.“

S.230 (S. 192): „… die Erschießung französischer Patrioten sich mittags schneeweiß vorstellte (…), das Fürgutbefinden der Kleinkaliber durch Jünger, Ernst, Hauptmann, Schriftsteller…“

„Das ist die Öffnung von Enricos Gehirn: Nachdem er in Polen dem Kaplan Dąbrowski begegnet ist, einem Exorzisten, denkt er an die Erschießung französischer Patrioten in den Pariser Vorstädten 1941 durch Ernst Jünger. Lauter Dinge dringen plötzlich in ihn ein. Das ist der Sinn eines Romans: viele Romane in sich zu begraben. Aus allen Wipfeln und Zipfeln wächst ein neuer Roman.“

S.231 (S. 193): „… das Verbrechen der Schönheitssucht, die unsterbliche Macht des Kriegsschwanzes im After der Töle, Strahlungen,…“

„Das hat mich geekelt, von Anfang an. Ich bin Jünger nie begegnet, aber ich habe viel von ihm gelesen, gleich nach dem Krieg Strahlungen im Manuskript. Ich kannte seinen Verleger Günter Neske in Reutlingen, der hat es mir gegeben. Da habe ich schon ein Entsetzen empfunden darüber, dass er immer Ästhet bleibt, egal was passiert.“

S.231 (S. 193): „des vorbei an Sobibór, Todesufer, Husynne, zum Fluss Bug hin abfallenden Geländes, Muttergrabs, schien es ihm…“

„Das ist ein Irrtum Enricos. Margarita ist dort nie angekommen, denn der Zug mit den Gefangenen aus der Risiera San Sabba wurde im Lychener Hauptbahnhof bombardiert. Man weiß nicht, was aus den Gefangenen geworden ist. Selbst wenn dieser Zug weitergefahren wäre, wäre sie nicht nach Sobibór gekommen, sondern nach Auschwitz. Er vermutet, sie sei in Sobibór umgekommen, weil dieses Lager für den Roman wichtig ist, für die Geschichte der Aktion Reinhard und ihrer drei Lager Treblinka, Sobibór, Bełżec.“

S.239 (S. 200): „… dass ein Werk allein aus sich selbst die Gesetze ableitet, nach denen es hergestellt, aus nichts anderem als sich selbst gemacht und also auotonom ist…“

„So klar formuliert habe ich diesen Gedanken erst beim Schreiben. Ich habe entdeckt, wie die Sätze bestimmten Gesetzen gehorchen. Aber diese Gesetze liegen versteckt in den Sätzen.“

S.292 (S. 242):„Die Reiss, Augusta, in Corsi, Wolke, 22…“

„Die Greiferinnern, die von der Gestapo bezahlt wurden – ich wusste ihre Namen. Was bin ich denen nachgegangen! Doch ohne Erfolg. Ich suchte die Schwester der Augusta Reiss, ich hatte deren Adresse in Triest. Die haben so viel Unheil angerichtet, als Geflecht, wie unheilvolle Raben, die in der Geschichte herumziehen und überall, wo sie niederstoßen, Glück vernichten. Doch was die Greiferinnen angeht, ist das meiste erfunden, nur ganz wenig ist verbürgt, wie etwa der Garten, wo sie sich Früchte suchten, wo sie sich mit der Hauptgreiferin trafen, Adressen austauschten. Das wäre für mich eine Elendsgeschichte, im Film: eine Gondel, mit der Greiferin am Steuer, die mit den Halbtoten zur Ablieferung fährt, zum Bahnhof. Immer nur Schwermütige haben sie sich geholt, keine Wahnsinnigen.“

S.305 (S. 252): „… ohne Degge do obe, könne die sich jo de Doot hole. Die Antwort Christians saß: Dozu sin die doch do.“

„Die Generalpolitik in Triest bestand im Kampf gegen die Republik, mit Mussolini gegen die Alliierten. Es gab Überläufer, deshalb wurden in den deutschen Stützpunkten im Balkan alle Soldaten erschossen, man wollte verhindern, dass sie zum Feind überlaufen. Wie viele solche Stützpunkte es gab, weiß ich nicht, aber mir sind fünf bis sechs Fälle bekannt, wo insgesamt dreitausend bis viertausend Soldaten erschossen wurden. Die berühmtesten Schützen kamen übrigens vom Gebirgsjäger-Regiment Garmisch-Patenkirchen.“

S.332 (S. 272): „Dass Christians Ende einem Plan folgte.“

„Offiziell heißt es, Christian Wirth sei von Partisanen erschossen worden, aber damals sagten alle, er sei von seinem Chauffeur Konrad Geng in einen Hinterhalt gelockt worden. Übrigens hatte Geng später als Konsul mit der Umbettung Wirths zu tun, denn er war auch für die Deutsche Kriegsgräberfürsorge zuständig.“

S.326 (S. 269): „… Milchschwester Henny…“

„Im russischen Adel spielt die Milchbrüderschaft eine Rolle. Stalin hatte zwei Milchbrüder. Er hat sie hinrichten lassen, weil sie sich damit gebrüstet haben.“

S.342 (S. 283): „… Enricos Double, ein ihm im Roman zum Verwechseln ähnlich sehender, jüngerer Herr…“

„Das ist ein Rätsel. Vielleicht sind noch andere unterwegs so wie er, auch andere stellen den Tätern nach.“

S.439 (S. 359): „… in Dr. Rüttger Essens Sven Hedin, Düffelverlag, Leoni am Starnberger See…“

„Sven Hedin habe ich verehrt als Kind, und er liebte mich. Für meinen Vater und Kristina war es peinlich, dass er nur mich sehen wollte, als er uns 1940/41 besuchte. Er war ein Nazi mit einem sehr schönen Bild von Deutschland im Kopf. Wie Ingmar Bergman übrigens, der war ja noch schlimmer, der war in Schweden in der Hitler-Jugend.“

S.454 (S. 372):„hätte das Ihre sein können ich dachte bisweilen…“

„Der Wahnsinn passte mir so gut in diese Frau und die Wünschelrute, mit der der Mann gelockt wird und fast auf Knien hinter ihr her kriecht. Großfürsten, die selbst nur noch Würmer sind, der aussterbende Adel. Ich fand das ein sehr schönes Ehepaar.“

S. 466 (S. 382): „… sie bestanden aus Stimmen Dritter und waren in gewisser Weise nicht anders komponiert als der Schwangengesang Fanka Šlosars.“

„Die Wahnsinnsrede von Fanka ähnelt den Protokollen und Stimmen Dritter in diesem Roman insofern, als ich sie von außen in das Buch hineingetragen habe. Ursprünglich war es der Monolog Jekaterina XXIII, geschrieben 1990 für Klaus Kinski.“

S.489 (S. 400): „Das erste Kapitel der Abbrüche…“

„Das Kapitel über die Räumung des Warschauer Ghettos besteht nur aus Zitaten. Ich hatte die Aussagen der beteiligten Personen im Staatsarchiv in Klagenfurt gefunden, in den Akten zur Prozessvorbereitung gegen Höfle. Deren Texte habe ich zusammengewürfelt. Ich erzähle es zweimal: Hier und ab S.481 noch einmal. Zuerst stotternd, dann glatt. Ich habe die erste Version auf S.404 abgebrochen, weil ich wieder Vernunft in das Buch bringen wollte. Eine Rückkehr von den Irrwegen auf die Hauptstraße.“

S. 489 (S. 400): 22.Juli 1942

„Mit der Räumung des Warschauer Ghettos hat alles angefangen. Man hat die Leute gepackt, um sie in Treblinka in die Gaskammern zu schieben. Warschau wurde geleert, der Norden Polens wurde geleert.“

S.497 (S. 406): „… von einer Arbeit erzählte, über Ahndung oder Amnestie des Münsteraner Gelehrten Marc von Miquel…“

„Ich mache Marc von Miquel hier dreißig bis vierzig Jahre älter. Sein Buch war für meine Recherchen sehr wichtig, ein sehr kluges Buch über den Platz und über die historischen Bedingungen von Amnestie.“

S.497 (S. 407): „Enrico erwähnte dies alles (…) und (…) gemächlich erzählend einen gewissen Dreher, Eduard“

„Um die Entstehung des Gesetzes (EGOWiG) zu recherchieren, habe ich mir aus dem Bundesarchiv alle Wahlvorgänge bringen lassen. Es war sehr mühsam und dauerte zwei Jahre, bis ich alles hatte, das war etwa im Jahr 2004. Dann fand ich Briefe von Eduard Dreher, die alles bezeugten. Mit Achenbach hatte damals ja alles angefangen, als er meine Äußerungen 1959 in meinem Aufruf kriminalisierte und ich nach Warschau ging.“

S.469 (S. 465): „believe in books for example (…)“

„Das Buch beginnt zu brennen, und das Gedicht meines Freundes Christopher Barnett ist eine Brandmauer.“

S.614 (S. 503): „Die Ehre verlor Enrico in Korea.“

„Enrico wurde von den Kommunisten als Facharzt abgeordnet um nachzuweisen, dass die Amerikaner in Nordkorea Kartoffelkäfer abgeworfen hätten. Tatsächlich traf dies nur auf Polen zu, doch Enrico hat mitgemacht und zur Aufrechterhaltung des Gerüchts beigetragen um zu beweisen, dass die Amerikaner den Kommunismus zerstören. Er ist korrumpierbar: Schön extrem links, und dann macht man mit! Ist ja auch so mit rechts.“

S.619 (S. 507): „Im April beginnt Zelle I (…) mit Vorbereitungen zu einem Betriebsausflug der Hamburger Arbeiterschaft in die Sowjetunion.“

„Das war damals eine Leidenschaft seitens der Wirtschaft: Beziehungen zu den Ostländern anzuknüpfen. Hier proben sie damit auch die Wallfahrt in den Tod.“

S.638 (S. 523): „… zur Heiligengeschichte wie Frank Lloyd Wright…“

„Frank Lloyd Wright ist im gleichen Jahr geboren wie Stalin, und er wird eben auch von Fanka verehrt. Warum soll jemand nicht gleichzeitig Stalin und Wright verehren können?“

S.649 (S. 531): „… wo, wie im Falle der Aplanogamie (…) Geschlechtsvorgänge ohne Beteiligung begeißelter Fortpflanzungszellen (…) erfolgen und also jedes Verschmelzen von Geschlechtern (…) ausschlossen bis ans Ende.“

„Diese Metapher der Unfruchtbarkeit ist den Veränderungen der Natur in „Rosa“ ähnlich, nur nicht so strahlend.“