Von Thomas Harlan gibt es drei Theaterstücke. Das Stück „Ich selbst und kein Engel“ über den Aufstand im Warschauer Ghetto wurde 1958 in Berlin uraufgeführt. Das von Thomas Harlan gegründete „Junge Ensemble“ spielte das Stück in der Westberliner Kongresshalle und gastierte damit 1959 im Berliner Ensemble in Ostberlin. „Bluma“ (1955) und „Lux. Beschreibung eines Theaterstücks“ (1964) wurden bisher weder gespielt noch veröffentlicht. Alle drei Stücke werden demnächst im belleville-Verlag erscheinen.

„Ich selbst und kein Engel“

Armin Müller-Stahl und Cipé Lincovsky in

Armin Müller-Stahl und Cipé Lincovsky in „Ich selbst und kein Engel“

Rezensionen

Thomas Harlan über seine Theaterstücke

„München ist das Datum der ersten radikalen Politisierung, einer von Münchner Kommunisten begleiteten Reise in den Marxismus, mit der Heftigkeit eines Fieberanfalls und den lächerlichen Insignien eines Kämpfers für die „nützliche Kunst“. So halte ich es mit dem Versuch, aus Bluma ein Theaterstück zu machen, das besser ein Lehrstück werden soll als ein Kunststück, ein Blickwinkel, von dem ich heute weiß, daß er bald ebenso primitiv und insofern unbrauchbar ist wie die chinesische Verwandlung des grünen Lichts ins rote Licht der Verkehrsampeln der Kulturrevolution (…)

Ich hatte bis dahin immer davon ausgehen wollen, daß Schreiben nichts anderes ist als Schreiben, daß es keine andere Aufgabe hat, daß es frei ist, zu nichts verpflichtet, und jetzt, plötzlich, schien es mir, daß der Gedanke falsch war, daß Schreiben sehr wohl eine Aufgabe hatte, daß es eine gesellschaftliche Aufgabe hatte (…), und so reihte sich plötzlich der jüdische Widerstand gegen das britische Protektorat in Palästina in die Reihe des antiimperialistischen Widerstands ein und trug die Züge eines Befreiungskampfes mit einem Antlitz, das sich auf den verzweifelten, weil mit Sicherheit schon längst verlorenen Befreiungskampf des jüdischen Volkes im Zweiten Weltkrieg übertragen ließ, auf das Aufbegehren der zum Tode Verurteilten im Aufstand des Warschauer Ghettos 1943, und so war Bluma ein erster Versuch, die Gestalt einer Frau als Inkarnation des Widerstands nachzuzeichnen und in Ich selbst und kein Engel in der Chronik des Warschauer Ghettos die Geburt des antifaschistischen Widerstands der HaShomer HaZaïr.“

(Thomas Harlan, „Hitler war meine Mitgift“, S. 66 f.)

Lux

„Ein zweiter neuer Ansatz war Lux: statt Deutschland machen die Richter von 1964 einem Hund den Prozeß – Lux. Der Text ist eine ‚Beschreibung eines Theaterstückes‘, eines nicht möglichen Theaterstückes, eine Szenenfolge des immer gründlicheren deutschen Umgangs mit dem Unwert von Millionen Bürgern.“

(Thomas Harlan, „Hitler war meine Mitgift“, S. 155)